AKTUELLES SCHULEWIRTSCHAFT Saarland

Interviews

Hier erfahren Sie alles Wissenswerte rund um unsere Interviews im Rahmen unserer SCHULEWIRTSCHAFT-Arbeit im Saarland.

SCHULEWIRTSCHAFT Saarland zu Besuch bei ...

Bernd Schmitz und Cornelia Nauhauser, Martin-Luther-King-Gemeinschaftsschule in Saarlouis

Was Schulen tun können, um die Ausbildungsreife der jungen Menschen zu fördern und wie SCHULEWIRTSCHAFT unterstützen kann, um den Austausch zwischen Schule und regionalen Betrieben vor Ort zu fördern, berichten beide aus der eigenen Praxis. Wir erfahren, wo bei den Schulen der größte Unterstützungsbedarf im Bezug auf die Berufliche Orientierung der Jugendlichen liegt.

Herr Schmitz, Sie sind mit Ihrer Schule im Landeswettbewerb „Starke Schule“ als eine der besten Schulen, die zur Ausbildungsreife führen ausgezeichnet worden: Was können Schulen tun, um die Ausbildungsreife der jungen Menschen zu fördern?

Schmitz: Seit vielen Jahren sind wir schon im Prozess der Schulentwicklung und bieten zudem eine intensive Berufsorientierung an. Der Ursprung liegt im Modellversuch „Reformklassen“, der allerdings am Auslaufen ist. Daher versuchen wir nun, die uns wichtigen Elemente im Ganztag umzusetzen. Wir haben ein eigenes Konzept entwickelt, was ständig fortgeführt wird. Innerhalb dessen tun wir viel, um die Schüler zur Ausbildungsreife zu führen.

Nauhauser: Das Besondere an unserem Konzept ist, dass wir es durchgängig für die Klassenstufen 5-10 konzipiert haben. Schon in Klassenstufe 5 starten wir zunächst ganz spielerisch im Rahmen unseres Werkstatt- und Arbeitslehreunterrichts, dann fördern wir immer intensiver auch im Fach Beruf und Wirtschaft mit dem Ziel, dass alle Schülerinnen und Schüler bis zur Klassenstufe 9 und 10, unterstützt und begleitet durch uns, für sich eine Zukunftsperspektive entwickelt haben (weiterführende Schule, Berufsausbildung oder Studium).

Von Anfang an legen wir großen Wert auf Praxisorientierung: Wir besuchen Betriebe vor Ort und/oder laden diese auch zu uns in die Schule ein (Bsp. zu Ausbildungsmessen). Schon ab der Klassenstufe 7 gibt es in jedem Schuljahr verbindliche Praktika, die schon einen sehr guten Einblick vermitteln, was sich hinter verschiedenen Berufsbildern verbirgt. Wichtig für uns ist auch, dass wir die Eltern mit im Boot haben. So führen wir z. B. Gespräche nach der Potenzialanalyse und dem Kompetenzfeststellungsverfahren, zu denen die Eltern mit eingeladen sind.


Seit vier Jahren gibt es in Ihrer Region auch einen Arbeitskreis, in dem Schulen und Betriebe erste Ideen für gemeinsame Kooperationen entwickeln und sich austauschen können. Sie haben den Schulvorsitz für den AK Saarlouis übernommen: Was hat Sie motiviert, sich im Netzwerk SW zu engagieren?

Schmitz: Es war die Tatsache, dass ich schon seit etwa 12 Jahren in dem Bereich tätig bin, im guten Kontakt mit den SCHULEWIRTSCHAFT-Kollegen aus dem Saarpfalz-Kreis, die schon lange aktiv sind. Es entstand die Idee, im Landkreis Saarlouis zu übernehmen und die Aufgaben zu bündeln. Als ich dann seitens der Landesarbeitsgemeinschaft angefragt wurde, den Vorsitz zu übernehmen, habe ich das gerne gemacht.


Welche Vorteile hat Ihnen das Netzwerk SW gebracht in puncto Austausch zwischen Schule und regionalen Betrieben vor Ort?

Schmitz: Genau dieser Austausch zwischen Unternehmen und Schulen sowie die Förderung von Kooperationen ist ja die wichtigste Intention von SCHULEWIRTSCHAFT. Diesen Austausch haben wir immer schon gepflegt, aber das machen andere Schulen evtl. nicht ganz so intensiv. Da zu unterstützen, um das Netzwerk breiter zu knüpfen, das war genau der Grund, weshalb ich gesagt habe, okay, da stehe ich dahinter und versuche meinen Teil dazu beizutragen, dass das auch in der Fläche funktioniert.


Ihre Schülerinnen und Schüler fühlen sich richtig wohl und gut betreut an Ihrer Schule. Das zeigte sich bereits am gemeinschaftlichen Auftritt beim Landeswettbewerb „Starke Schule“ und bestätigt sich nun vor Ort an Ihrer Schule: Welche Tipps haben Sie für junge Leute bei der Berufswahl?

Schmitz: Der wichtigste Hinweis ist offen zu sein, offen zu sein dafür, Erfahrungen zu sammeln und in viele Bereiche reinzuschnuppern. Und erst wenn ich in der Breite die Vielfalt der Möglichkeiten kenne, erst dann kann ich ja ganz bewusst eine Entscheidung für etwas Spezielles treffen. Diese Offenheit vermisse ich oftmals. Daher ist es schwierig, die Schüler dahingehend zu motivieren. Sie kennen nur wenige Berufe und haben ein vorgeprägtes Berufsbild, was sie vielleicht gerne wollen und schauen zu wenig nach rechts und nach links, was es denn da noch für Optionen gibt. Wenn es den Traumjob dann nicht geben kann, aus irgendwelchen Gründen, dann stehen sie da und haben überhaupt keine Vorstellung, wo die Reise hingehen soll. Also ist die bessere Einstellung, zunächst einmal Erfahrungen zu sammeln, so viele Eindrücke wie möglich aus der Berufswelt mitzunehmen, um dann ganz bewusst eine Berufswahl oder eine Schullaufbahn-Entscheidung treffen zu können.

Nauhauser: Wichtig ist auch, dass man den Schülern Selbstvertrauen gibt. Starke Schule soll/muss auch ihre Schüler stark machen. Es geht darum, Schülern Mut zu machen, sich der Berufswahl auch zu stellen. Dass sich Schüler auch ganz bewusst trauen, Bereiche/Tätigkeiten zu wählen, die ihnen vielleicht ihre Eltern gar nicht so zugetraut haben. Dies zu fördern, sehe ich als eine unserer Aufgaben an. Wir starten ja schon ganz früh auch mit erlebnispädagogischen Angeboten, die es Schülern erlauben, auch mal „über sich hinaus zu wachsen“, sich zu behaupten, aber auch mal zu scheitern und so auch dem Umgang mit Niederlagen zu trainieren. Wir möchten in der Berufsorientierung auch Schlüsselqualifikationen zu vermitteln. Qualifikationen, die einfach überall gefragt sind.


Kompetenzfeststellung, ProfilPASS, Schülerfirma, individuelles Bewerbertraining, Betriebspraktika, Projekttage BO, Ausbildungsmessen, MINT-freundliche Schule, Reformklasse Plus… Ihr Schulprofil bietet wichtige Module in Sachen beruflicher Orientierung: Könnten Sie für uns einmal ein aktuelles und für sie beide wichtiges Projekt herausgreifen und kurz umschreiben?

Schmitz: Als Einzelprojekt fällt mir jetzt direkt die Schülerfirma ein. Da kann Frau Nauhauser etwas dazu sagen. Die Herausforderung ist, dass wir all das, was wir anbieten, nachhaltig in der Schule und im Konzept verankern möchten, weil uns mit dem Auslaufen des Modellversuches „Reformklassen“ hier Ressourcen wegbrechen. Wir werden dann nicht mehr über zusätzliche personelle Kräfte verfügen können. Also müssen wir jetzt die für uns wichtigen Elemente so verankern, dass wir sie fortführen können, ohne diese, aber dann mit Ressourcen und Möglichkeiten im Ganztag. Da bin ich ganz guter Hoffnung, weil die Kolleginnen und Kollegen inzwischen Vieles aus dem Programm selbst durchführen können. Ein weiteres wichtiges Standbein ist die Kooperation mit den Berufsbildungszentren in Saarlouis.

Nauhauser: Für uns ist es eine ideale Form der Berufsorientierung. Wir kooperieren beispielsweise auch mit anderen Schulen, in unserem Fall mit zwei Berufsbildungszentren, die auch Aufnahmeschule sind für unsere Schüler, die mit Hauptschulabschluss oder auch dem Mittleren Bildungsabschluss abgehen. Die Kooperation funktioniert ganz hervorragend: Kollegen kommen zu uns an die Schule, lernen also unser System kennen, oder wir begleiten unsere Schüler in den Werkstätten der Berufsschulen und erleben unsererseits die Strukturen dort hautnah. Davon profitieren beide Systeme. Es ist ein Lernen, was ganz stark an die Praxis anknüpft. Ein wichtiger Baustein unserer Berufsorientierung ist auch unsere Schülerfirma: Die Schüler wissen genau, was wir produzieren, muss eine entsprechende Qualität haben, sonst kann man es nicht verkaufen. Sie lernen verknüpft sowohl die betriebswirtschaftlichen Grundlagen als auch die gesamte Produktion ganz praxisorientiert kennen. Das motiviert! Unsere Schülerfirma läuft über ALWIS und ich bin die Schulpatin für das Projekt.


Was möchten Sie in den nächsten Jahren mit Ihrer Schule erreichen?

Schmitz: Schulentwicklung ist ein ständiger Prozess, der an gesellschaftliche Entwicklungen und den damit verbundenen Zielen angepasst werden muss. Ein wichtiger Aspekt sind natürlich auch die Rahmenbedingungen und Ressourcen, die mit diesem Prozess in Verbindung gebracht werden müssen.
Im Modellversuch haben wir schätzen gelernt, dass wir mehr Zeit und Möglichkeiten hatten, um den gesellschaftlichen Herausforderungen im Zuge der Veränderungen in den Familienstrukturen und auch in der Arbeitswelt gerecht zu werden. Diese Arbeit können wir nur fortführen in einer echten Ganztagsschule. Dort haben wir eine Rhythmisierung über den ganzen Tag, personalisiert mit Lehrkräften und externen Partnern, mit Phasen, in denen wir unsere zusätzlichen berufsorientierenden Maßnahmen einfließen lassen können. Deshalb haben wir uns um die Einrichtung einer gebundenen Ganztagsschule bemüht. Wir sind nunmehr in den Klassenstufen 5 und 6 aufbauend Ganztagsschule und in den Klassen 7-9 abbauend Modellschule „Reformklassen“. So können wir ohne Bruchstelle die uns wichtigen Elemente in den Ganztag integrieren, was bisher auch bestens gelungen ist und für die Zukunft hoffen lässt.


Eine wichtige Frage für unsere SW-Akteure ist die der Einbindung von Eltern in Berufswahlprozesse: Wie gehen Sie vor, um Eltern in ihrer Rolle als Multiplikatoren für die berufliche Orientierung der Jugendlichen zu gewinnen?

Schmitz: Die Eltern spielen in diesem Prozess eine wichtige Rolle.
Wir wollen Eltern und Schüler dafür gewinnen, in einem Ganztagsbetrieb mit-
zumachen. Bildung und Erziehung von Schülern im Alter von 10 bis 17 kann nur gelingen im Verbund mit Elternhaus, Schule und Schüler/Schülerin. Wenn man da nicht miteinander arbeitet, kann das nicht richtig funktionieren. Gerade die Berufsorientierung ist hier ganz entscheidend für den weiteren Lebensweg. Dazu kommt, dass die Jugendlichen gerade dann in einem schwierigen Alter sind, wenn sie sich für einen Weg entscheiden sollen. Deshalb muss man versuchen alle gemeinsam in diesen Prozess einzubinden, um gemeinsam Dinge zu entscheiden, denn nur dann stehen alle dahinter, und es kann erfolgreich sein.

Nauhauser: Wir machen das ganz konkret konkret, indem wir Eltern über die Maßnahmen der Berufsorientierung informieren und ihnen auch die Möglichkeit geben sich einzubringen, indem sie beispielsweise ihren eigenen Beruf vorstellen oder auch mal in ihren Betreib einzuladen. Die Bereitschaft dazu erfragen wir routinemäßig bei Elternabenden. Wir ermutigen unsere Schüler auch immer, zu schauen, was die Eltern beruflich machen und wie deren Tätigkeit konkret aussieht. Das führt dazu, dass Schüler und Eltern sich gemeinsam mit Beruflichkeit auseinandersetzen und miteinander ins Gespräch kommen. Berufsorientierungsmessen und Werkstatttag sind beispielsweise Veranstaltungen, in die Eltern eingebunden werden. Schüler können ihre Arbeiten präsentieren. Die Eltern werden bei uns ganz frühzeitig mit ins Boot genommen und sind auch eingeladen zu unserer Berufsmesse und zum Runden Tisch „Berufsorientierung“ mit dem Ziel der individuellen Berufswegeplanung für jeden Schüler. Für die Eltern z. B. der geflüchteten Schülerinnen und Schüler bieten wir auch Elternabende in arabischer Sprache an oder beziehen Dolmetscher mit ein. Info-Material stellen wir bei Bedarf in mehreren Sprachen zusammen.


Gibt es an Ihrer Schule Modelle der Gewinnung und Einbindung von Externen (Eltern, Betriebe u.a.), die sie weiterempfehlen können?

Nauhauser: Wir haben z.B. eine Druckerei und auch eine Buchbinderei am Ort, die interessierte Schüler besuchen konnten. Aber auch im gemeinsamen Projekt mit der Dillinger Hütte konnten Schüler sich ausprobieren. Also Betriebserkundungen vor Ort und Besuche von Betrieben in der Schule im Rahmen des Arbeitslehreunterrichtes, das sind wichtige Elemente unserer Berufsorientierung.


Ihre Schule scheint ja sowohl in der Region, als auch überregional gut vernetzt zu sein: Tauschen Sie sich auch mit anderen Schulen oder Institutionen wie Alwis über die Gemeindegrenzen hinweg aus?

Schmitz: Durch verschiedene Projekte sind wir gut vernetzt auch saarlandweit aktiv. Modellhafte Aktionen werden vor allem von Frau Nauhauser entwickelt bzw. begleitet, so z.B. der Tag des Handels und des Tourismus oder die 20 Werkstattmodule, die wir im Rahmen des Modellversuches „Reformklassen“ entwickelt haben und die allen anderen Schulen Orientierung bei der Berufsorientierung geben sollen, gerade im Fach „Beruf und Wirtschaft“. In der Region sind wir stark vernetzt, u.a. auch durch die Arbeit im Arbeitskreis SCHULEWIRTSCHAFT. Durch die Kolleginnen und Kollegen der anderen Arbeitskreise ist aber auch die Vernetzung im Saarland sehr gut gegeben.

Nauhauser: Eine unserer Stärken ist sicherlich die gute Vernetzung: vom Arbeitskreis SchuleWirtschaft über Alwis, die Handwerkskammer, IHK, die Ausbildungswerkstätten etlicher Unternehmen bis hin zu den Betrieben vor Ort. Ich nehme auch regelmäßig an Fortbildungen teil, gerade jetzt auch im Hinblick auf das recht neue Fach Beruf und Wirtschaft und arbeite in der Landesfachkonferenz Arbeitslehre/Beruf und Wirtschaft mit.


Gibt es Kooperationen mit Funktionsträgern in Ihrer Gemeinde? Unterstützt beispielsweise der Bürgermeister SW-Aktivitäten vor Ort?

Schmitz: Auf Grund der vielfältigen Aktivitäten haben wir einen guten Draht zum Schulträger, dem Landkreis Saarlouis. Auch zur Stadt Saarlouis bestehen enge Verbindungen, da wir auch Projekte und Veranstaltungen mit Bildungseinrichtungen wie der VHS oder dem Kinder- und Familienhaus, dem Haus der Generationen, den Kirchen oder dem Migrationsbeirat der Stadt machen.


Sie haben mit Ihrer Schule bereits unglaublich viel erreicht: Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen, wenn Sie einen Wunsch frei hätten?

Schmitz: Dass ein Großteil von dem, was sich bewährt hat, verankert werden kann in ein Schulkonzept, das zwar von Dauer sein soll, verbunden aber auch mit der Bereitschaft aller in der Schulgemeinschaft, das Konzept mit Leben zu füllen und auch zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Als Grundlage unserer Arbeit haben wir bereits wichtige Konzepte etabliert, im Rahmen der Prozessentwicklung evaluiert und fortentwickelt.

Nauhauser: Dass die Schule sich als Institution für Berufsorientierung verantwortlich fühlt. Die neuen Lehrpläne machen Berufsorientierung zur Aufgabe eines jeden Lehrers. Sie sind gefordert, in ihren Fächern entsprechend aktiv zu sein. Mein Wunsch wäre da, dass wir uns alle auf diese Herausforderung einlassen.

Schmitz: Vorbereitung auf den Beruf ist Vorbereitung auf’s Leben. Zu den beruflichen Kompetenzen gehören auch Sozialkompetenzen. Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Höflichkeit, Teamfähigkeit. und andere Kompetenzen gehören auch dazu, insbesondere beim Umgang miteinander, , Alle persönlichen Kompetenzen der Jugendlichen sollen allumfassend gestärkt werden. Die Jugendlichen sollen auf das Leben vorbereitet werden und zu eigenständigen Persönlichkeiten heranwachsen. Das ist das Ziel.


Welche Perspektiven sehen Sie für die SCHULEWIRTSCHAFT-Arbeit im Saarland?

Schmitz: Dadurch, dass wir jetzt in allen Landkreisen die SW-Arbeitskreise eingerichtet haben, sind wir gut aufgestellt. Das war eine wichtige Grundlage für die saarlandweite Netzwerkarbeit. Wichtig ist hierbei, dass man voneinander lernt, dass man gute Beispiele verbreiten kann, die dann Früchte tragen. Auch weil die Wirtschaft erkennt, dass man die Schulen unterstützen muss. Denn es darf ja möglichst keiner von den jungen Menschen verlorengehen. Wir brauchen alle für die Zukunft, auch Geflüchtete. Da ist es schön, dass die Wirtschaft hier einen Beitrag leistet und im Miteinander die Schulen unterstützt. Damit haben wir zwei starke Partner, Schule und Wirtschaft, die gemeinsam die Aufgaben der Zukunft angehen.


Eine letzte Frage: Wir unterstützen Schulen bei der Vermittlung von wirtschaftlichen Zusammenhängen mit Unterrichtsmodulen und am Übergang Schule-Beruf sowie in der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit Betrieben: Wo gibt es Ihrer Erfahrung nach bei den Schulen den größten Unterstützungsbedarf?

Schmitz: In den letzten Jahren hat sich viel getan, insbesondere in puncto Anerkennung der Arbeit der Lehrkräfte in den Schulen durch die Gesellschaft. Es ist mittlerweile akzeptiert und wird honoriert, dass Lehrerinnen und Lehrer einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Wir haben im Bildungssystem einen wahnsinnigen Investitionsstau (Räumlichkeiten, Ausstattung der Schulen). „Wir müssen den Bildungsetat höher setzen. Dabei bin ich weiterhin guter Hoffnung, dass es bald ein Investitionsprogramm für Schulen im Rahmen der Inklusion geben wird und seitens des Bundes ein Milliardenprojekt aufgesetzt wird, das die Schulen unterstützen wird.
Daneben brauchen wir persönliche Unterstützung. Also, das was wir ja schon machen. Ich denke die Betriebe sind grundsätzlich bereit in die Schulen zu gehen, sich da vorzustellen und ihre Vorstellung von Ausbildungsreife an die Schüler weiterzugeben. Das ist was ganz anderes, wenn z.B. ein gestandener Handwerksmeister kommt und den Schülern vorträgt, was er von seinen Auszubildenden erwartet, als wenn wiederum der Lehrer dies tut. Wichtig ist einfach der gemeinsame Austausch, das voneinander Lernen und das Kennenlernen der Arbeitsbereiche der jeweils anderen Seite. All dies bringt einen großen Mehrwert für unsere Netzwerkarbeit und unseren Zukunftsperspektiven.

Nauhauser: Für unsere Geflüchteten und unsere Schülerinnen und Schüler mit besonderem Unterstützungsbedarf brauchen wir dringend noch mehr Unterstützung. Ich würde mir wünschen, dass hier die Wirtschaft noch stärker mit den Schulen zusammenarbeitet und diesen Schülern auch dann eine Chance gibt, wenn vielleicht formale Dinge nicht ganz erfüllt sind oder die Sprachkenntnisse vielleicht noch nicht so gut sind. In dem Bereich müssen entsprechende Förderprogramme aufgelegt werden, um auch diese Gruppen in unser Berufs- und Ausbildungssystem zu integrieren.

Bernd Schmitz und Cornelia Nauhauser