Saarland/Region
Saarländische Kommunen brauchen neue Finanzierungsbasis
Tarifpolitik
IW: Tarifverhandlungen haben hohes Konfliktpotenzial
Arbeitswelt
Arbeitsmarkt Ost und West: Gefühlte Benachteiligung
Wanderungsbilanz: 12,5 Millionen Zu- und 7,2 Millionen Abgewanderte seit 2015
Studie: Drei Viertel aller Erstklässler sind online
INSM-Umfrage zeigt Vertrauensverlust in staatliche Rente
Energie
Fraunhofer ISE: Photovoltaik mit Batteriespeicher günstiger als konventionelle Kraftwerke
Industrie/Handel
Pharma wird in Deutschland zur Schlüsselbranche
Maue Nachfrage - E-Autobauer kämpfen mit Überkapazitäten
Verkehr
Güter könnten bald per Straßenbahn kommen
Steuern/Haushalt
Wirtschaftsweise Grimm verteidigt Lindner im Haushaltsstreit
Saarland/Region
Saarländische Kommunen brauchen neue Finanzierungsbasis
Die saarländischen Kommunen dürfen neue Kassenkredite aufnehmen. Wegen der kritischen Finanzlage hat das Land die Ausnahmeregel des Saarlandpaktes aktiviert und neue Schulden erlaubt. Das ändert aber nichts am Grundproblem: Professor Jörg Henkes von der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl geht davon aus, dass es ohne Hilfe von außen kaum gehen wird. Er halte es für schwierig, die Kommunen aus eigener Kraft zu entschulden. „Es wäre hilfreich, wenn vom Bund oder über den Länderfinanzausgleich Finanzmittel ins Saarland flössen, um die Kommunen zu entschulden. Denn wir sind einfach zu strukturschwach, Stand heute, um das aus eigener Kraft zu schaffen.“ Denn während die Gewerbesteuern zurückgehen, steigen die Belastungen – von der steigenden Kreisumlage bis zu steigenden Gehältern für die kommunalen Beschäftigten. (Quelle: SR)
Tarifpolitik
IW: Tarifverhandlungen haben hohes Konfliktpotenzial
Im ersten Halbjahr 2024 fanden in 20 Branchen des IW-Tarifmonitorings 23 Tarifverhandlungen statt, die sehr konfliktreich verliefen. Die maximale Eskalationsstufe erreichte im Durchschnitt einen Wert von 3,0, deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 2,4. Die Konfliktintensität lag bei 11,0 Punkten, verglichen mit dem Durchschnitt von 8,4 Punkten seit 2000. Besonders hohe Konfliktwerte verzeichneten der Handel, die Deutsche Bahn und die Lufthansa. Harmonische Verhandlungen gab es hingegen in der Chemieindustrie und bei Eurowings. Im zweiten Halbjahr 2024 stehen wichtige Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektro-Industrie, im Öffentlichen Dienst und bei der Deutschen Post an. Trotz einzelner Eskalationen wird eine abnehmende Konfliktintensität erwartet. (Quelle: IW, M+E-Newsletter Gesamtmetall)
Arbeitswelt
Arbeitsmarkt Ost und West: Gefühlte Benachteiligung
Auf dem Arbeitsmarkt hat der Osten immer weiter aufgeholt. Beim Lohn- und Produktivitätsniveau hat der Westen aber noch immer einen Vorsprung. Laut einem Papier der Bertelsmann Stiftung sei es deshalb nicht überraschend, dass mehr Ost- als Westdeutsche den Eindruck haben, beim Lebensstandard benachteiligt zu sein. So liegt der mittlere Lohn im Osten bei 3.157 Euro, im Westen bei 3.752 Euro. Kurz nach der Wiedervereinigung lag die Lücke noch bei 26 Prozent. Heute bekommen die Menschen in den Ost-Bundesländern 15,9 Prozent weniger für ihren Arbeitseinsatz als im Westen. Grund ist den Autoren zufolge das unterschiedliche Produktivitätsniveau, vor allem im verarbeitenden Gewerbe. Hier liegt der Osten nur bei 76 Prozent des Westniveaus. Daher fordern die Autoren die Ansiedlung von Großunternehmen. Diese „schaffen Platz für Forschung, regionale Zulieferer und unternehmensnahe Dienstleistungen", heißt es. Das bedeute besser bezahlte Jobs in Zukunftsberufen. Die Erwerbstätigenquote beträgt im Osten 76,7, im Westen 77,3 Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt im Osten bei 7,2 Prozent; vor 20 Jahren waren es knapp 19 Prozent. Die Quote im Westen liegt aktuell bei 5,3 Prozent. (Quelle: dpa-AFX, M+E-Newsletter Gesamtmetall)
Wanderungsbilanz: 12,5 Millionen Zu- und 7,2 Millionen Abgewanderte seit 2015
Eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung beleuchtet die Zu- und Abwanderung von Menschen ohne deutschen Pass in Deutschland zwischen 2015 und 2022. In diesem Zeitraum wanderten fast 12,5 Millionen Menschen ein. 7,15 Millionen verließen das Land wieder, darunter ein hoher Anteil junger und erwerbsfähiger Personen. Arbeitsminister Hubertus Heil betonte die Notwendigkeit, sieben Millionen Arbeitskräfte bis 2035 zu ersetzen, um dem Renteneintrittsboom entgegenzuwirken. Die Studie weist darauf hin, dass die Abwanderung häufig auf mangelnde Integrationsmöglichkeiten, berufliche Unsicherheiten und aufenthaltsrechtliche Gründe zurückzuführen sei. Ein zentraler Aspekt der politischen Diskussion bleibe, wie die Politik Zugewanderte längerfristig im Land halte, resümiert Studienautorin Franziska Loschert. (Quelle: welt.de, M+E-Newsletter Gesamtmetall)
Studie: Drei Viertel aller Erstklässler sind online
In Deutschland nutzen 92 Prozent der Heranwachsenden zumindest gelegentlich das Internet. In der Altersgruppe der 6- bis 7-Jährigen sind nach einer repräsentativen Bitkom-Befragung 73 Prozent online. Bei den 8- bis 9-Jährigen steigt der Wert auf 85, bei den 10- bis 11-Jährigen auf 95 Prozent. Ab 12 sind quasi alle online. An der Umfrage nahmen im Mai/Juni 942 Heranwachsende zwischen 6 und 18 Jahren online teil. Der Weg in die digitale Welt beginnt für die Jüngeren oft mit einem Tablet Computer, der mit den Eltern genutzt wird. Bereits in der Altersgruppe zwischen 10 und 12 ist das Smartphone mit 88 Prozent das bevorzugte Digitalgerät. Bei den Jugendlichen (16 bis 18) liegt die Handynutzung bei 98 Prozent, gefolgt von Laptop und PC (87 Prozent) sowie dem Tablet (86 Prozent). Mehr als ein Drittel nutzt eine Smartwatch (36 Prozent). Neben der Kommunikation mit Text- und Sprachnachrichten oder Telefonieren gehören Musik, Hörspiele und Podcasts, das Aufnehmen von Fotos und Videos sowie Games zu den populärsten Anwendungen. 93 Prozent der Kids ab 10 nutzen soziale Netzwerke. Hier führt YouTube (87 Prozent) vor Instagram und Snapchat (je 53 Prozent) und TikTok (51 Prozent). Facebook kommt auf 9, X/Twitter auf 8 Prozent. (Quelle: dpa-AFX, M+E-Newsletter Gesamtmetall)
INSM-Umfrage zeigt Vertrauensverlust in staatliche Rente
Das Meinungsforschungsinstitut Civey ermittelte im Auftrag der INSM, dass 71 Prozent der Deutschen die gesetzliche Rente als unzureichend empfinden, um Altersarmut zu verhindern. Hauptgefühle zu diesem Thema sind Sorge (52 Prozent), Enttäuschung (42 Prozent) und Wut (33 Prozent). Die geplante Erhöhung der Rentenbeiträge wird von 49 Prozent abgelehnt, während 31 Prozent sie unterstützen. Die bisherige Rentenpolitik sei vor allem zugunsten der Älteren ausgefallen, meinen 41 Prozent. Das sie Jüngere begünstige, finden nur knapp 6 Prozent. Beide gleichermaßen sagen 13 Prozent und keine von beiden 33 Prozent. Zum ersten Mal gibt es eine Mehrheit gegen die „Rente mit 63“. 80 Prozent fordern, dass Beamte in die gesetzliche Rente integriert werden. INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben betont die Notwendigkeit umfassender Reformen im Rentensystem, darunter die Abschaffung entsprechender Beamtenprivilegien. (Quelle: INSM, M+E-Newsletter Gesamtmetall)
Energie
Fraunhofer ISE: Photovoltaik mit Batteriespeicher günstiger als konventionelle Kraftwerke
Die aktuelle Stromerzeugungskosten-Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE zeigt, dass Photovoltaik (PV)-Anlagen, auch in Kombination mit Batteriespeichern, mittlerweile günstiger Strom erzeugen als Kohle- oder Gaskraftwerke. Seit 2010 ermittelt das Fraunhofer ISE diese Kosten für verschiedene Kraftwerkstechnologien. Jetzt erstmals dabei: Agri-PV, Wasserstoff- und neue Kernkraftwerke. Die Ergebnisse für 2024 und Prognosen bis 2045 verdeutlichen, dass PV-Freiflächenanlagen und Onshore-Windenergieanlagen mit 4,1 bis 9,2 Cent pro Kilowattstunde am kosteneffizientesten sind. PV-Batteriesysteme liegen bei 6,0 bis 22,5 Cent pro Kilowattstunde. Christoph Kost vom Fraunhofer ISE hält Großprojekte, die PV, Windenergie und Batteriespeicher kombinieren, für „gute Investitionen”. Die Studie prognostiziert weiter sinkende Kosten für Erneuerbare bis 2045. Kleine PV-Dachanlagen könnten dann Strom für 4,9 bis 10,4 Cent pro Kilowattstunde produzieren, während PV-Freiflächenanlagen zwischen 3,1 und 5,0 Cent liegen werden. Windenergieanlagen könnten Onshore zu 3,7 bis 7,9 Cent und Offshore noch günstiger Strom erzeugen. Für flexible Back-up-Kraftwerke wie Biogas- und Biomassekraftwerke - notwendig für ein klimaneutrales Energiesystem - werden höhere Kosten erwartet. Biogasanlagen liegen bei 20,2 bis 32,5 Cent pro Kilowattstunde, wasserstoffbetriebene Kraftwerke bei 23,6 bis 43,3 Cent. Ihr Betrieb wird jedoch auf ein Minimum beschränkt bleiben, meint Paul Müller vom Fraunhofer ISE. (Quelle: idw-online.de, M+E-Newsletter Gesamtmetall)
Industrie/Handel
Pharma wird in Deutschland zur Schlüsselbranche
Während die deutsche Automobilindustrie mit ihrer Transformation kämpft, zeigt sich die Pharmabranche als unerwarteter Gewinner im Branchenvergleich. Investitionen, Produktionswert und Beschäftigungszahlen in der Pharmaindustrie sind seit der Finanzkrise 2008/09 erheblich gestiegen und übertreffen die der Autobranche deutlich. Große Pharma-Unternehmen investieren massiv in deutsche Standorte. Die Bruttowertschöpfung je Beschäftigtem beträgt in der Pharmaindustrie rund 210.Euro (2022) - deutlich mehr als beispielsweise im Fahrzeugbau (151.410 Euro) oder dem Maschinenbau (96.760 Euro). Auch die Beschäftigtenzahl wächst in der Pharmabranche schneller als in der Autoindustrie. Im Vergleich zu 2010 arbeiteten 2023 knapp 30 Prozent mehr bei den Arzneimittelherstellern, insgesamt knapp 133.000 Menschen. Die Autobranche hat zwar insgesamt mehr als 796.000 Mitarbeitende, ihre Zahl erhöhte sich in dem Zeitraum aber nur um knapp elf Prozent. Auf knapp sieben Milliarden Euro summieren sich die Großinvestitionen, die die Pharmabranche allein seit 2023 für Deutschland angekündigt hat. IW-Expertin Jasmina Kirchhoff sieht darin ein langfristiges Engagement: „Wenn ein Unternehmen einen solchen Produktionsstandort erst einmalaufgebaut hat, dann baut es den so schnell auch nicht wieder ab.“ (Quelle: tagesspiegel.de)
Maue Nachfrage - E-Autobauer kämpfen mit Überkapazitäten
Die sinkenden Verkaufszahlen vor allem bei E-Autos mindern die Auslastung der Werke. Bei Audi steht erstmals ein ganzer Standort auf dem Prüfstand. Weitere könnten folgen. Im Schnitt waren die deutschen Werke der großen Autohersteller nur zu etwas mehr als zwei Dritteln auslastet. Das geht aus einer Auswertung des Datenspezialisten Marklines für dpa hervor. 6,2 Millionen Autos könnten alle Standorte zusammen den Angaben zufolge pro Jahr liefern. Annähernd erreicht wurde diese Zahl zuletzt 2011, als fast 5,9 Millionen Autos in Deutschland gebaut wurden. 2023 waren es nur gut 4,1 Millionen. Drei Viertel davon gingen laut VDA in den Export. Das ist zwar wieder deutlich mehr als in den Vorjahren, als Pandemie und Teilemangel die Produktion zeitweise auf 3,1 Millionen drückten, aber noch weniger als die 4,7 Millionen, die im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 erreicht wurden. Im ersten Halbjahr 2024 ging es bereits wieder nach unten. Laut VDA wurden zwischen Januar und Juni in Deutschland 2,1 Millionen Pkw hergestellt, neun Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2023. Die Marklines-Zahlen zeigen dabei große Unterschiede zwischen den Standorten. Porsche Stuttgart, Audi Ingolstadt und BMW München waren fast voll ausgelastet. Eine generelle Überkapazität sieht Constantin Gall von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY nicht. Die gebe es „nur punktuell” - vor allem an den reinen E-Auto-Standorten. Bei beliebten Modellen im Premium-Segment „haben wir alles, nur keine Überkapazität”. (Quelle: dpa-AFX, M+E-Newsletter Gesamtmetall)
Verkehr
Güter könnten bald per Straßenbahn kommen
Im Projekt LogIKTram haben die Hochschule Offenburg und ihre Partner erste Voraussetzungen für stadtbahnbasierte Gütertransporte geschaffen. Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), zielt das Projekt darauf ab, städtische Schienennetze, die bislang nur für den Personenverkehr genutzt werden, auch für den Güterverkehr zu erschließen. Unter der Leitung von Professor Ingo Dittrich (Hochschule Offenburg) entwickelte das Projektteam ein Logistikkonzept für eine reine Gütertram, um den stark beanspruchten Personentransport zu entlasten. Zentrale Umschlaghubs in der Stadt sollen die Logistik effizient unterstützen. Professor Theo Lutz (Hochschule Offenburg) und sein Team erarbeiteten eine IKT-Plattform für die Buchung und Steuerung der Gütertrams, einschließlich Transportplanung, Verspätungskommunikation und Warentracking. Ein Prototyp einer kombinierten Gütertram, basierend auf einem Fahrzeug der AVG und einem selbstfahrenden Lastenradanhänger, wurde jetzt bei der Abschlussveranstaltung vorgestellt. Das Forschungsteam steht in Kontakt mit weiteren Städten zur Umsetzung des Gütertram-Konzepts. (Quelle: iwd-online.de, M+E-Newsletter Gesamtmetall)
Steuern/Haushalt
Wirtschaftsweise Grimm verteidigt Lindner im Haushaltsstreit
Seit Monaten diskutieren die Koalitionsparteien den Bundeshaushalt für 2025. Jetzt bekommt Bundesfinanzminister Christian Lindner prominente Rückendeckung von einer Expertin: Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm unterstützt Lindners Sparkurs in einem Interview. „Gerade in der aktuellen Lage sollte die Regierung unbedingt vermeiden, einen angreifbaren Haushalt aufzustellen”, sagte die Ökonomieprofessorin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Könnte gegen den Haushalt wieder in Karlsruhe aussichtsreich geklagt werden, würde dies die Unsicherheit zusätzlich erhöhen und brächte auch die Akteure in Verruf”, warnte sie. Grimm sieht etliche Optionen, woher die fehlenden Milliarden kommen könnten, darunter weniger Subventionen und mehr Anreize beim Klimaschutz. Aktuell würden umfangreiche Zuschüsse für Solaranlagen oder Heizungssysteme vergeben, von denen größtenteils die Wohlhabenden der Gesellschaft profitierten. (Quelle: spiegel.de, M+E-Newsletter Gesamtmetall)