Zum 18. Mal folgten Lehrkräfte, Ausbilder, Vertreter aus Forschung und Wirtschaft dem Ruf des saarländischen Metallforums, das traditionell zum Abschluss des Schuljahres und somit vor der Sommerpause stattfindet. Die Erwartungen des gemischten Publikums wurden dabei mehr als erfüllt, boten doch namhafte Referenten eine wirklich spannende Reise in die technische Welt von Morgen.
Der Wechsel zwischen der unternehmerischen, forschenden und schulischen Perspektive zog sich dabei durch das gesamte Programm, das am Vormittag vier Vorträge zu unterschiedlichen Facetten des Themas Nachhaltigkeit in der Metallindustrie bot. Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden individuelle inhaltliche Schwerpunkte im Rahmen der angebotenen Workshops setzen. Ein breites Feld, vom Experimentieren mit der Brennstoffzelle (Schülerforschungszentrum Saarlouis), dem Besuch des MINT-Campus in St. Ingbert über die Einführung in die Gemeinwohl-Ökonomie bis zur Werksbesichtigung bei Dillinger, wurde aufgezogen.
Diese Vielseitigkeit fand immensen Zuspruch unter den Anwesenden, die sich im Rahmen der Veranstaltung angeregt austauschten. „Jede Lehrkraft sollte regelmäßig solche Einblicke erhalten, denn damit kann die Bedeutung der Fächer für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung an authentischen Beispielen vermittelt werden“, forderte eine Lehrerin. Gleichzeitig wies Moderator Alexander Bohlen, Fachreferent in der Abteilung Fort- und Weiterbildung am Bildungscampus Saarland, auf die Herausforderungen hin, ein solch anspruchsvolles Format mit jährlich wechselndem Schwerpunkt zu realisieren. Als federführender Organisator der Veranstaltung schätzt er deshalb die breite Unterstützung aus der saarländischen Wirtschaft, vor allem vonseiten der ME Saar, der IHK Saarland sowie der HWK des Saarlandes, die als Kooperationspartner von Anfang an dabei waren.
„Die Anstrengungen lohnen sich“, bekräftigte nicht zuletzt Daniel Dettloff, kürzlich ernannter Leiter der Abteilung Fort- und Weiterbildung am Bildungscampus Saarland, und hat damit den Vernetzungsgedanken zwischen Schule, Forschung und Wirtschaft im Blick, dem hier auf einzigartige Weise, unterfüttert mit topaktuellen fachlichen Inhalten, Rechnung getragen werde.
„Nachhaltigkeit in der Metalltechnik – aktueller geht es nicht“, eröffnete Dr. Frank Thomé, Hauptgeschäftsführer der IHK Saarland, in seinem Grußwort. Dabei skizzierte er die Strukturwandelprozesse, die sich im Saarland seit der Industrialisierung nicht bloß in der Wirtschaft niederschlugen. Um wirtschaftlich zukunftsfähig zu bleiben, bedürfe es neben technischen Innovationen und gut ausgebildeten Fachkräften ebenso einer „Kultur der Nachhaltigkeit“, betonte Dr. Thomé. Hier knüpfte Dr. Peter Maagh, Vorstand für Technik und Produktion von Dillinger und Saarstahl und Geschäftsführer der SHS – Stahl-Holding-Saar direkt an und appellierte, jede einzelne Person in einem Unternehmen müsse Verantwortung übernehmen und ein nachhaltiges und ressourcenschonendes Wirtschaften tatsächlich leben. Nach Dr. Maaghs anschaulichen und fesselnden Vortrag rund um die Transformation der saarländischen Stahlindustrie hin zu grünem Stahl schaffte Prof. Dr. Dr. Rolf Hempelmann den Transfer in den schulischen Kontext. „Die Dillinger Hütte der Zukunft gibt es bei uns bereits im Laborformat“, pries der passionierte Leiter des Schülerforschungs- und -technikzentrums in St. Ingbert schmunzelnd an. Detailreich präsentierte er die Möglichkeiten für Schulklassen und Arbeitsgruppen, in den voll ausgestatteten Räumlichkeiten auf dem MINT-Campus zu verschiedenen Themen der Chemie, Biologie, Mechatronik und Werkstoffkunde zu forschen. Als außerschulischer Lernort betreibe das Zentrum also MINT-Breiten- sowie Individualförderung und trage damit zur Berufsorientierung der Jugendlichen bei. Für den Einen oder die Andere diene das professionelle Setting als Ideenschmiede und stoße langfristig technische Innovationen an, die angesichts der Klimakrise so dringlich wie unausweichlich seien.
Nachhaltige Konzepte zur Verringerung der CO2-Emissionen gibt es nicht nur in der Fertigungstechnik, sondern auch in der Versorgungstechnik. Christian Paul, Key Account Manager bei Mitsubishi Electrics, berät Unternehmen im Bereich der Reduktion von eigenen CO2-Emissionen. In seinem Vortrag zeigte er Möglichkeiten, Abwärme und Produktionswärme für die Zukunft sinnvoll zu nutzen und damit Unternehmen sowie Privathaushalte effizienter und nachhaltiger aufzustellen.
Mit Prof. Dr.-Ing. Paul Motzki und Prof. Dr.-Ing. Matthias Vette stellten zwei Vertreter aus dem Hochschulbereich jeweils ihre aktuellen Forschungsfelder eindrücklich vor: Elastokalorik und Kreislaufwirtschaft.
Ein gekühltes Bier zum nächsten Deutschlandspiel ganz ohne klimaschädliche Kältemittel? Mit seinen Ausführungen zum Prinzip der Elastokalorik als eine Möglichkeit energieeffizient und nachhaltig zu kühlen überzeugte Prof. Motzki das faszinierte Auditorium, das interessiert nachfragte und so einen regen fachlichen Austausch ermöglichte.
Im Hinblick auf den Austausch von Hochvoltbatterien in Elektrofahrzeugen gibt es noch einige Herausforderungen in der Elektromobilität, die gemeistert werden müssten. Aktuell seien E-Autos darauf ausgelegt, möglichst schnell produziert zu werden. Die Rohstoffe der einzelnen Komponenten seien allerdings viel zu kostbar. Bereits bei der Produktentwicklung müsse daher an Stoffkreisläufe und Recycling gedacht werden. Darüber hinaus wurde auch auf den Ausbau der Recycling-Industrie als mögliche Perspektive für Aktivitäten im Rahmen eines Strukturwandels im Saarland hingewiesen.
Die Welt von Morgen hat längst begonnen, das wurde hier nochmals eindrücklich vor Augen geführt. Und auf der Reise in die Zukunft ist an diesem Tag noch etwas Wichtiges seitens der Referenten übergesprungen: Die Motivation, einen eigenen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten - in der Wirtschaft, in der Forschung und vor allem gemeinsam mit unserem wertvollsten Potenzial, unseren Kindern und Jugendlichen!
Im Hinblick auf einen möglichen thematischen Schwerpunkt im Metallforum im kommenden Jahr deutete Alexander Bohlen bereits mit einem allgegenwärtigen Schlagwort die Richtung an: „KI“ - Künstliche Intelligenz in der Metalltechnik. Dieses verheißt erneut: Lust auf Zukunft!